Gefahren am Wehr
Kanusport 11-2025: Bauanleitung für ein Wehrmodell
Wehre in Fließgewässern dienen der Regulierung des Wasserstandes insbesondere bei Hochwasser, der Bewässerung von landwirtschaftlichen Flächen und zur Gewinnung von Energie durch Wasserkraft.

Heute werden Umbaumaßnahmen am Wehr häufig in moderner Stahlbetonbauweise vorgenommen. Dies führt zu senkrechten Abfällen mit sogenannten Tosbecken. Das Wasser befindet sich hier zunächst im freien Fall. Wenn es nun nicht schnell genug abfließen kann oder gar auf ein Hindernis stößt, bildet sich eine rotierende Wasserwalze. Die dabei entstehende Strömung zieht an der Wasseroberfläche in Richtung des herabfallenden Wassers, welches nach unten zieht.
Selbst erfahrene und gut trainierte Schwimmer können die Strömung nicht überwinden. In der Dynamik des Rückflusses verliert ein Schwimmer schnell die Orientierung. Im stark mit Luft durchsetzen Wasser kann sich ein Schwimmer selbst mit einer Rettungsweste kaum an der Wasseroberfläche halten.
Die Wasserrahmenrichtlinie und die Förderung regenerativer Energien führen aktuell zum Umbau vieler Wehre in ganz Europa. Dies betrifft auch die bestehenden Kleinwasserkraftwerke an den Wehranlagen der Murg: Wolfsheck, Breitwies und Schlechtau, sowie des Fettweis Kraftwerk in Forbach, die Schwarzenbachtalsperre und das Wehr Kirschbaumwasen. Dabei steht Energiegewinnung und Fischdurchgängigkeit im Mittelpunkt.
Die Interessen von Paddlern, freiwilligen und unfreiwilligen Badegästen sind nicht auf der Liste der Planer. Weder die Möglichkeit das Gewässer als Schwimmer sicher zu verlassen noch die Befahrbarkeit der neuen Anlagen mit Paddelbooten wird bei der Planung berücksichtigt.
Der Betreiber einer Wehranlage hat eine sogenannte „Verkehrssicherungspflicht“. Damit wird die Allgemeinheit vor Schaden geschützt. Wer nun etwas nachdenkt dem wird sofort die nächste Frage einfallen:
Warum werden Kastenwehre mit rückläufigen Tosbecken weiterhin gebaut? (z.B. Wehr Schlechtau bei Flusskilometer 33,7 und Wehr Breitwies) bzw. modernisiert, obwohl deren Gefahrenpotenzial für die Bevölkerung bekannt ist und mit Schrägwehren oder Sohlrampen (rauen Rampen) Alternativen verfügbar sind?
Wir sehen die Murg als Präzedenzfall. Wenn wir es nicht schaffen den populärsten Bach des Nordschwarzwaldes zu erhalten, welchen dann?