02.12.2025 Hohlraum im Schwarzwaldgranitsorgt für Energiesicherheit

Veröffentlicht von admin am

Im badischen Forbach baut der Energiekonzern EnBW in einer Kaverne ein
neues Pumpspeicherkraftwerk. Das kann Wasser pumpen und Strom
erzeugen.

https://taz.de/Neues-Pumpspeicherkraftwerk/!6134239

Der Energiekonzern EnBW hat in den vergangenen 18 Monaten im
Schwarzwaldgranit bei Forbach im Landkreis Rastatt eine Kaverne
geschaffen, in der künftig die Maschinen eines neuen
Pumpspeicherkraftwerks stehen werden. Der Hohlraum befindet sich 300
Meter unter der Geländeoberfläche und ist 123 Meter lang, 20 Meter breit und
42 Meter hoch. Nun hat der Einbau der Komponenten begonnen.

Da das neue Kraftwerk im badischen Murgtal als Oberbecken den seit 100
Jahren schon bestehenden Schwarzenbach-Stausee nutzt, sind mit dem
Projekt kaum Eingriffe in die Landschaft verbunden. Entsprechend gut sei
immer die Akzeptanz vor Ort gewesen, erklärt das Unternehmen: Im
Genehmigungsverfahren habe es weder seitens der Gemeinde noch von
ortsansässigen Bürgern Einwendungen gegeben.

Es ist ein historischer Kraftwerksstandort: Das von 1914 bis 1918 gebaute
Murgwerk, ein Wasserkraftwerk in Forbach, war nämlich die Keimzelle des
Badenwerks, das später in der EnBW aufging. In den Jahren 1922 bis 1926
wurde unweit davon zudem die Schwarzenbachtalsperre gebaut, die seither
ebenfalls Teil eines Kraftwerkskomplexes ist, der heute den Namen Rudolf-
Fettweis-Werk trägt, benannt nach dem ersten Vorstand des Badenwerks.

Nun investiert die EnBW 280 Millionen Euro in das Werk, um aus den
bestehenden Anlagen ein vollwertiges Pumpspeicherkraftwerk zu machen.
Bisher existiert an dem Standort nur ein System aus vier Einzelkraftwerken,
das nur einen partiellen Pumpbetrieb ermöglicht. Ein klassischer
Pendelbetrieb zwischen zwei Wasserreservoirs ist bisher nicht möglich. Im
Herbst 2027 sollen die Anlagen in Betrieb gehen.

Dann wird das Wasser aus dem Schwarzenbach-Stausee durch ein senkrecht
verlaufendes Druckrohr mit einer Fallhöhe von 365 Metern auf die Turbinen
treffen. Eine beidseitig nutzbare Pumpturbine kann dann entweder 57
Megawatt aus dem Stromnetz aufnehmen, um Wasser empor zu pumpen,
oder aber im Turbinenbetrieb 54 Megawatt erzeugen.

Ist Strom günstig, wird gepumpt, ist er teuer, wird Strom erzeugt

Die Turbine kommt ebenfalls aus Baden-Württemberg, von der Firma
Andritz Hydro aus Ravensburg. Die Stadt in Oberschwaben ist ein
traditionsreicher Standort der Turbinenfertigung, seit sich dort 1856 der
Schweizer Maschinenbaukonzern Escher Wyss niederließ.

Neben der Kraftwerkskaverne im kristallinen Grundgebirge wird derzeit
außerdem ein Tunnelsystem mit einem Speichervolumen von 200.000
Kubikmetern geschaffen. Dieser Stauraum wird als Wasserreservoir dienen
und zusammen mit einem bereits bestehenden Staubecken das Unterbecken
des Kraftwerks darstellen. In Deutschland sei ein solcher
Kavernenwasserspeicher bislang einmalig, sagt Projektleiter Ulrich Gommel.

Die verfügbare Wassermenge wird für einen rund siebenstündigen Betrieb
ausreichen, die Speicherkapazität der Anlage wird bei 456 Megawattstunden
liegen; das entspricht rund 50.000 mittelgroßen Batteriespeichern im
Haushalt oder 7000 durchschnittlichen Autoakkus.

Das Kraftwerk wird sein Geld am freien Markt aus Preisdifferenzen
verdienen, etwa an der Strombörse: Ist Strom reichlich vorhanden und der
Preis daher günstig, wird in Forbach gepumpt, ist der Strom knapp und
entsprechend teuer, wird Strom erzeugt. Binnen etwa einer Minute können
die Maschinen hochgefahren werden.

Die Anlage ist zudem schwarzstartfähig. Das heißt: Sie kann auch nach einem
kompletten Stromausfall ohne externe Stromversorgung starten und kann
somit eine Keimzelle beim Neuaufbau der Stromversorgung sein. Das Projekt
ist eine Langfrist-Investition; die Amortisation wird mehrere Jahrzehnte
dauern. Aber in der Wasserkraft hat man immer in langen Zeiträumen
gedacht – immerhin läuft die Konzession des Projekts bis zum 1. Januar 2090.

Aus Forbach: Bernward Janzing

Kategorien: Murg